Was hat ein Hexagon mit innerer Ruhe zu tun?
Ahoi liebe Leserin, lieber Leser!
Vielleicht kennst du das auch: Es gibt diese Tage, da braucht es einfach etwas, das den Kopf leer macht. Nicht laut, nicht kompliziert. Sondern langsam, leise, wohltuend wie ein Hexagon.
Für mich ist das oft das Malen. Oder das Nähen. Und manchmal – beides gleichzeitig.
Neulich saß ich an meinem Schreibtisch, vor mir Stoffreste in warmen Farben. Ich wollte endlich dieses kleine Nähutensilo aus Hexagonen nähen. Du weißt schon – dieses kleine, sechseckige Raumwunder, in das genau das reinpasst, was man ständig sucht: Schere, Garn, Clips. Und während ich so Nadel für Nadel durch den Stoff zog, dachte ich plötzlich:
„Das fühlt sich genauso an wie beim achtsamen Malen.“
Nicht hetzen. Nicht werten. Nur spüren. Tun. Atmen.
Und so entstand die Idee für diesen Blogartikel.
Ich nehme dich heute mit auf eine kreative Entdeckungsreise. Wir schauen uns gemeinsam an, wie das langsame, lösungsorientierte Malen aus der Kunsttherapie und das Handnähen mit Hexagonen miteinander verwandt sind – und warum beides so gut tun kann.
Mach’s dir gemütlich, nimm dir gern einen Eistee, und vielleicht hast du ja auch schon ein paar Stoffreste oder einen Buntstift in der Nähe. Wer weiß, was dich heute inspiriert?
Maltherapie oder Nähflow? Warum beides entschleunigt
Wenn ich mit Patient:innen male, geht es nie darum, ein „schönes“ Bild zu malen. Es geht darum, sich selbst zu begegnen. Manchmal passiert das in Wellen. Manchmal stockt der Prozess.
Aber immer entsteht etwas aus dem Tun heraus.
Und genau das passiert auch beim Nähen – vor allem, wenn du per Hand nähst.
Nicht mit der Maschine. Sondern ganz bewusst, Stich für Stich.
Ich saß also an meinem Hexagon-Utensilo und merkte, wie mein Atem ruhiger wurde. Wie ich automatisch gerader saß. Und wie mein Kopf… endlich Pause machte.

1. Der Anfang: Farbe wählen oder Stoff suchen
Kennst du das Kribbeln vor dem Start eines Projekts? Wenn du eine Farbpalette wählst fürs Malen – oder durch deine Stoffkiste wühlst auf der Suche nach dem perfekten Rest?
Das ist der Moment, wo schon ganz viel passiert:
• Spüre in dich hinein: Was brauche ich gerade?
• Treffe Entscheidungen aus dem Bauch heraus.
• Folge deinem Gefühl, nicht deinem Kopf.
Ob du nun zu Ockergelb greifst oder zu einem Leinenrest mit kleinen Punkten – es ist ein Akt der Selbstverbindung.
Und das ist, ganz nebenbei, ziemlich therapeutisch.
2. Struktur tut gut – aber mit Spielraum
In der lösungsorientierten Maltherapie gibt’s oft einen Impuls:
„Male deine innere Insel.“ Oder: „Welche Farbe passt zu deiner Kraft heute?“
Du bekommst also einen Rahmen, aber wie du ihn füllst, ist dir überlassen.
Genauso beim Hexagon-Utensilo. Du hast das Schnittmuster. Du weißt, wie viele Teile du brauchst. Aber wie du sie kombinierst – das ist dein Spielplatz! Ton in Ton oder wild gemustert? Innen schlicht, außen knallig?
Du gibst der Struktur Leben. Und das ist ein wunderbarer kreativer Akt.
3. Meditativ, ruhig, beständig – das Nähen mit der Hand
Es hat fast etwas Altes, Zeitloses. Handnähen erinnert an frühere Generationen. An Frauen, die zusammensaßen, erzählten, nähten. Heute ist es fast ein Gegenentwurf zur Hektik, zur Scrollerei, zum Multitasking.
Es ist… langsam. Und genau deshalb so heilsam.
Wenn ich mein Hexagon-Nähutensilo zusammensetze, merke ich:
Jede Naht ist wie ein Atemzug. Einmal einstechen, durchziehen, glatt streichen. Wieder einstechen, durchziehen, streichen. Es braucht nicht viel – aber es verändert viel. Ich werde ruhiger. Meine Stirn entspannt sich. Ich komme bei mir an.
Und das ist gar nicht so weit weg von dem, was ich in der Kunsttherapie täglich erlebe.
4. Achtsamkeit beim Tun – nicht nur auf dem Papier
In der lösungsorientierten Maltherapie passiert oft etwas Spannendes: Menschen merken plötzlich, dass es gar nicht ums „Malen“ geht. Sondern darum, sich selbst zuzuhören, ohne Worte. Sie streichen mit dem Pinsel über das Papier – vorsichtig, dann mutiger. Sie sehen, wie Farben ineinanderlaufen, Strukturen entstehen.
Und sie spüren: Ich bin da. Ich nehme Raum ein.
Beim Nähen passiert dasselbe – nur mit Faden und Stoff. Du hörst das Rascheln des Materials, du fühlst die Spannung im Faden, du siehst, wie sich zwei Teile verbinden. Kein Bildschirm, kein Lärm. Nur du, das Material und der Moment. Und irgendwann wirst du eins mit dem Prozess.
Das ist Achtsamkeit. Ohne Yoga, ohne App – einfach durch Tun.
5. Wenn Lösungen sich von selbst zeigen
In der Maltherapie nennen wir das: lösungsorientiertes Arbeiten. Es geht nicht darum, ein Problem zu zerpflücken – sondern zu schauen:
Was funktioniert?
Wo zeigt sich etwas Neues?
Was will entstehen – auch wenn ich es nicht geplant habe?
Beim Malen zeigt sich das oft in Farben: Du greifst plötzlich zu Türkis, obwohl du gar nichts „Fröhliches“ malen wolltest. Oder du erkennst in einer Form eine Bewegung – und die sagt dir mehr als Worte.
Beim Nähen ist es nicht anders. Du wolltest eigentlich Ton-in-Ton nähen – und dann siehst du diesen gemusterten Rest… Zack! – der passt. Nicht im Kopf, aber im Gefühl. Also nähst du ihn ein.
Und am Ende ist es genau dieser Stoff, der dein Utensilo lebendig macht.
Lösungen dürfen sich zeigen. Nicht immer müssen wir sie erzwingen.

6. Nähe entsteht durch Wiederholung
Beim Malen wie beim Nähen gilt:
Du wirst sicherer durch Wiederholung.
Am Anfang zittern deine Linien. Oder deine Nähte sind ungleichmäßig. Egal. Denn es geht nicht um Perfektion – sondern um Präsenz. Mit jeder Wiederholung entsteht Nähe zu:
• dir selbst.
• deinem Material.
• deinem Tun.
Je öfter ich ein Hexagon zusammensetze, desto besser kenne ich meine eigene Ungeduld.
Aber auch meine Stärke: Ich kann dranbleiben. Ich kann mich spüren. Ich darf langsam sein.
7. Und plötzlich entsteht etwas Eigenes
Das ist der Moment, den ich am meisten liebe. Egal ob beim Malen oder Nähen. Der Moment, in dem du aufschaust und denkst:
Wow, das ist ja meins! Das hätte ich nicht geplant, aber es fühlt sich richtig an.
Vielleicht ein schiefes Hexagon. Vielleicht eine Farbkombi, die du so nie gewählt hättest. Aber es ist authentisch. Es ist du. Und genau da – beginnt Heilung. Ganz leise. Ganz tief. Ganz ohne Erklärung.
8. Das Hexagon-Utensilo – Ordnung außen, Ruhe innen
Als ich mein erstes Hexagon-Utensilo fertig genäht hatte, war ich ehrlich gesagt ein bisschen stolz. Nicht nur, weil es praktisch ist (endlich fliegen Clips und Garn nicht mehr quer über den Tisch), sondern weil es sich so stabil anfühlt. Diese sechs Seiten, die sich um einen Boden schließen – das hat etwas Beschützendes. Etwas, das Halt gibt. Genau darum geht es auch in der Maltherapie.
Wir erschaffen äußere Strukturen, um innere Beweglichkeit zu ermöglichen.
Ein Blatt Papier, ein klarer Impuls – und darin darf alles passieren. Wut, Freude, Zartheit, Stärke.
Beim Nähen ist es das Hexagon, das den Rahmen vorgibt. Du kannst wild kombinieren, improvisieren, aber die Grundform hält dich. Wie ein sicherer Hafen für deine Kreativität. Wie ein kleines Zuhause – aus Stoff.
9. Sechs Seiten für deine Ressourcen
Das Hexagon hat sechs Ecken. In der Therapie nutzen wir oft das Bild vom Kreis oder vom Haus – aber warum nicht mal das Hexagon? Was wäre, wenn jede Seite für eine deiner inneren Stärken steht?
Zum Beispiel:
1. Geduld – denn du nähst per Hand.
2. Kreativität – du wählst Farben, Stoffe, Kombinationen.
3. Fokus – du bleibst bei einer Sache.
4. Mut – du beginnst, auch wenn du das Ergebnis nicht kennst.
5. Selbstfürsorge – du nähst für dich.
6. Vertrauen – du glaubst daran, dass es gut wird.
Wenn du magst, kannst du das ganz bewusst mitdenken beim Nähen. Vielleicht sogar kleine Notizen oder Symbole in das Innere des Utensilos einarbeiten. Oder du malst dir vor dem Nähen eine kleine Farbskizze – wie eine mentale Landkarte.
10. Nähen als tägliches Ritual
Was ich am Nähen liebe:
Es braucht nicht viel Zeit. Aber es bringt sofort einen anderen Rhythmus in meinen Tag. Ein paar Minuten. Ein Faden. Ein Stich. Und plötzlich ist da Ruhe. Viele meiner Leserinnen berichten mir, dass sie morgens oder abends bewusst ein paar Stiche nähen – wie ein kleines Ritual. Eine Mini-Meditation mit Stoff.
Du brauchst keine Yoga-Matte.Du brauchst keine App. Du brauchst nur dich – und deine Hände. Wenn das kein Geschenk ist, weiß ich auch nicht.
Was ist eigentlich ein Hexagon?
Ein Hexagon ist ein regelmäßiges Sechseck – also eine geometrische Figur mit sechs gleich langen Seiten und sechs gleichen Winkeln. Gerade in der Welt des Patchworks hat das Hexagon eine lange Tradition: Schon vor Jahrhunderten wurden Hexie-Quilts als Handnähprojekte genutzt, um kleine Stoffstücke zu verwerten.
Wenn du ein regelmäßiges Sechseck zeichnen möchtest, brauchst du nur einen Zirkel. Der Radius bestimmt die Seitenlänge – dann schlägst du auf dem Kreis einfach sechs gleichmäßige Punkte ab. Wie genau das geht, erkläre ich dir im verlinkten Blogbeitrag „Wie zeichne ich ein Sechseck?“.
11. Anleitung: Dein Hexagon-Nähutensilo – einfach und achtsam genäht
Du brauchst nicht viel – nur etwas Zeit, Stoffreste, und Lust auf ein kleines Nähabenteuer. Hier kommt deine Schritt-für-Schritt-Anleitung für ein Utensilo, das Ordnung bringt – und Ruhe beim Nähen.
Das brauchst du:
• 7 Hexagon-Papierschablonen (Seitenlänge ca. 4–5 cm – je nachdem, wie groß dein Utensilo werden soll)
• Stoffreste (ca. 10 × 10 cm je Schablone, lieber zu groß als zu klein)
• Nadel und Faden (z. B. 50w Baumwollgarn)
• Schere, Clips oder Stoffklammern
• etwas dünnes Vlies oder H630 (optional – für mehr Stand)
• Lineal, Stift oder Rollschneider
So geht’s:
1. Schablonen vorbereiten
Schneide dir 7 Hexagons aus Papier oder Karton (z. B. 160g Papier). Wenn du magst, kannst du meine Vorlage auf der Webseite benutzen 👉 Zur Sechseck-Vorlage (PDF).
Ein Hexagon wird der Boden, die anderen sechs die Seitenteile.
2. Stoff um die Schablonen legen
Hefte den Stoff mit der rechten Seite um die Papierschablone. Für einen besseren Stand nimmst du anstelle von Papier dünnes Vlies oder H630, entscheide selbst. Es braucht natürlich eine Rückseite, ebenfalls aus Stoff. Dieses Stoffstück nähst du dann nach dem Zuschnitt als Rückseite an die Vorderseite deines Hexagons an. Die Nahtzugabe kannst du vorher mit einem Marker, ich nehme dafür am liebsten einen Hera Marker , auf dem Stoff markieren. Stecke die beiden Stoffteile mit dem Vlies in der Mitte zusammen und nähe sie zusammen. Stich für Stich.
Achtsamkeitstipp: Mach diese Arbeit in Ruhe, vielleicht bei Musik oder Tee. Lass dich nicht hetzen. Jeder Stoffrest, jedes Hexagon erzählt seine eigene Geschichte.
3. Hexagons zusammennähen
Jetzt kommt der schönste Teil! Nähe die Hexagone Kante an Kante an den Boden per Hand zusammen (siehe Zeichnung).
3. Verzieren (optional)
Vielleicht möchtest du noch ein Webetikett annähen, einen Knopf, eine kleine Schlaufe für deine Schere? Jetzt ist der Moment!1
Vom Hexagon zum 3D-Körbchen
Dieses „3D-Hexie“ ist nicht nur schön, sondern auch superpraktisch.

Die einzelnen Teile werden per Hand genäht, was das Projekt wunderbar achtsam macht. Ich empfehle dir, dir bewusst Zeit zu nehmen – vielleicht mit einer Tasse Tee, schöner Musik oder einfach in Stille.
Deine Hände können mal eine Lockerung gebrauchen? Dann empfehle ich dir Hand Yoga! Schon mal ausprobiert? Heidi Parkes, eine moderne Quilterin, zeigt es dir!
Achtsames Nähen: Jeder Stich zählt
Wenn du dein Hexie-Körbchen nähst, nutze die Gelegenheit zum Runterkommen. Beobachte, wie der Stoff sich anfühlt. Atme ruhig, genieße das Zusammensetzen. Gerade das langsame Nähen kann ein Gegenpol zum hektischen Alltag sein.
Ich habe das Gefühl, dass Projekte wie dieses nicht nur schöne Ergebnisse bringen – sondern auch kleine Inseln im Alltag schaffen.
Patchworkideen mit Hexagons
Das Beste an Hexagons? Sie lassen sich endlos kombinieren. Hier ein paar Ideen, was du aus deinen 3D-Hexies oder auch flachen Hexagons machen kannst:
- Kleine Wabenstrukturen für moderne Mini-Quilts im To-Go Style
- Nadelkissen oder Stoffschälchen
- Mehrere Körbchen als Geschenkverpackungen
- Ein großes Wandbild aus unterschiedlichen Hexie-Größen
- Ein Jahresprojekt: jede Woche ein neues Hexie mit einer Notiz auf der Rückseite
Wenn du magst, nutze die Gelegenheit, um mit Farben zu spielen – oder Stoffe mit Bedeutung zu vernähen, wie z. B. ein altes Hemd oder ein Stück Kinderkleidung.
Zusammenfassung
Das 3D-Hexie-Körbchen ist:
- ein liebevolles Handnähprojekt
- ideal für ruhige, achtsame Stunden
- aus Stoffresten machbar
- vielseitig einsetzbar (Deko, Geschenk, Aufbewahrung)
- perfekt für alle, die Patchwork mögen
Ich wünsche dir viel Freude beim Nähen und Entdecken! 💛
Bleib kreativ – dein guter Moment ist schon da.
Ahoi Frauke ⚓︎
